Die Chronik der SGO
Durch die grossen Erfolge im Segelflug an der Rhön in den zwanziger Jahren entstehen auch in der Schweiz eine Vielzahl von Segelfluggruppen. Am 27.Oktober 1933 findet im Hotel Kreuz in Langenthal eine erste Sitzung des Initiativkomitees der Segelfluggruppe Langenthal statt. Bereits am 22. November desselben Jahres wird der Aero-Club Langenthal gegründet. Schon am 2./3. Dezember kann der erste Flugtag auf dem Bleienbachermoos stattfinden. Der von den Farnerwerken neu erstandene WF 7 kann dort im Autowindenschlepp begutachtet werden. Der WF 7 (Bild rechts) hat eine Gleitzahl von 1:12 bei einer Geschwindigkeit von 45 km/h.
Im Frühjahr wird bereits ein einsitziges Schulflugzeug ‚Hols der Teufel‘ (Bild links) bestellt und im Spätsommer kann eine ‚Möve‘ übernommen werden. Bereits im Spätsommer legen die ersten Mitglieder ihr Brevet A ab. Gestartet wird meistens am Gummiseil oder auch an der Autowinde. Die Bedingung ist ein Geradeausflug von mindestens 30 Sekunden. Im selben Herbst wird auch der Grundstein für das künftige Flugfeld Bleienbach gelegt. Am 29. September 1934 stimmte die Burgergemeinde Bleienbach einem Pachtvertrag mit der Sektion Langenthal des Aero-Club zu. Nach Zerwürfnissen in der Gruppe und als Folge der schwierigen wirtschaftlichen Situation wird diese bereits 1937 wieder aufgelöst und das einzige Flugzeug ‚Hols der Teufel‘ geht an den Aero-Club Sektion Langenthal über.
Ebenfalls in den dreissiger Jahren werden die Gruppen SG Wynau und SG Herzogenbuchsee gegründet. Nachdem die SG Herzogenbuchsee durch Unfälle alle ihre Flugzeuge verliert, fusionieren die beiden Gruppen am 28. August 1943 zur neuen SG Oberaargau und erhalten vom Aero-Club als Geschenk den von der alten SGO übriggebliebene ‚Hols der Teufel‘. Zusätzlich hat die Gruppe jetzt S17, S18, ‚Zögling‘ und ‚Möve‘.
Nach dem Krieg darf man wieder Schleppflüge durchführen. Die SGO tut dies mit der Tiger Moth HB-AFO (‚Motte‘). Kurz darauf kann man auch den ersten Doppelsitzer, den S25 (Bild rechts) sein Eigen nennen. Die Schulung wird nun sehr viel einfacher und effizienter, weil man immer auf den Fluglehrer im hinteren Sitz zählen kann.
Ist der Flugschüler sicher am Doppelsteuer, so kann er auf das legendäre ‚Grunau Baby‘ und danach auf die S18 (Bild links) umsteigen. In den fünfziger Jahren heissen die neuen Stars am Segelfliegerhimmel ‚Spyr IV‘, ‚Weihe‘, ‚Meise‘ und Ka-6, welche bereits Gleitzahlen von ca. 1:30 haben. Die SGO geht in alpine Segelfluglager in Samedan und Sitten und macht erste Erfahrungen im Wellenflug. Auch wurde auf der Rigi ein Gummiseil-Lager durchgeführt, jedoch stellte sich heraus, dass die Region nicht optimal ist für Streckenflüge.1961 wird die Schleppmaschine MDC Trailer HB-RAL gekauft, welche auch noch im Jahr 2001 im Einsatz bei der SGO ist!! Bereits 1963 wird neben dem polnischen Bocian nochmals ein Doppelsitzer, eine Rhönlerche angeschafft, welche von nun an und für Jahrzehnte für die Segelflugschulung eingesetzt wird. Ebenfalls 1963 wird eine Ka-8 angeschafft, welche auch heute noch im Besitze der SGO ist und für die alljährliche Ziellandekonkurrenz eingesetzt wird. Der damalige Kaufpreis von je Fr. 11’000,– scheint aus heutiger Sicht bescheiden.
Im Sommer 1968 geht man zum ersten Mal nach Münster im Oberwallis ins alpine Segelfluglager. Auch dies ist eine Tradition die seither beibehalten wurde und schon vielen SGO’lern wunderschöne Alpenflüge ermöglicht hat.
In den siebziger Jahren werden die Segelflugzeuge zunehmend in Glasfaserkunststoff hergestellt und erreichen sehr bald Gleitzahlen um 1:40. Die SGO hat ihren ersten Schweizer Meister mit Ruedi Schneider, der 1979 in Schänis auf der LS-3 in der Rennklasse gewinnt.
In den achtziger Jahren wird die legendäre LS-4 von der SGO gleich mehrfach beschafft und bewährt sich sehr gut. Ebenfalls bekommt die etwas in die Jahre gekommene HB-RAL Verstärkung durch den leiseren und modernen Porsche Robin HB-KBM. Die gute alte Rhönlerche (rechts) wird durch den Blanik als Schulflugzeug abgelöst. Der Blanik wurde bis 2010 als Basisschulflugzeug eingesetzt. Heute wird die DG-500 als Doppelsitzer für die Grundschulung eingesetzt.
Im letzten Jahrzehnt wurde der Flugzeugpark stark erneuert mit Flugzeugen wie DG-500, ASH-26, DuoDiscus und LS-8. Die Gleitzahlen von Hochleistungsseglern liegen bei 1:50 bis 1:60. Damit sind Flugstrecken von 500km und mehr bei gutem Segelflugwetter keine Seltenheit mehr.
Bilder und Angaben aus dem Buch 50 Jahre Aero Club Langenthal und von „alten Hasen“ aus der Gruppe. Besten Dank.